Medien zu gestalten bedeutet, jede Art von Informationen aufzubereiten und visuell zu übersetzen, um sie für die Zielgruppe erlebbar und greifbar abzubilden. Das Design setzt sich dabei aus verschiedenen Teilen (u.a. Farbe, Schrift, Form- und Bildsprache) zusammen, die am Ende ein großes Ganzes ergeben. Im Prozess selbst gilt es, das Entstandene immer wieder zu hinterfragen und zu optimieren, bis sich auch das letzte Detail harmonisch in das Gesamtbild einfügt. Man achtet dabei stets auf viele unterschiedliche Aspekte: Wurden die definierten Farbwerte exakt übernommen oder gibt es minimale Abweichungen? Erzielt man mit den Bildausschnitten die optimale Wirkung oder wird eventuell etwas ungünstig an-/abgeschnitten? Sind die Abstände zwischen den Elementen einheitlich? Wurden auf mikrotypografischer Ebene die richtigen Glyphen verwendet oder haben sich Zollzeichen an Stelle von „“ eingeschlichen?…
Durch diesen Prozess entwickelt man als DesignerIn unterbewusst eine geschärfte Beobachtungsgabe, die sich auch am Feierabend nicht abschalten lässt. Man beginnt, die eigene Umwelt mit offeneren Augen neu zu erleben und entdeckt Details, die man bis dato nicht (bewusst) wahrgenommen hat. Wie oft hat man sich beispielsweise schon gefragt, ob man beim Tanken links oder rechts an die Zapfsäule fahren muss? Dabei wird einem die Lösung direkt neben der Tankuhr angezeigt und man hat sie sicherlich auch bereits hundertfach unbewusst gesehen. Das Symbol der Zapfsäule wird durch einen kleinen Pfeil ergänzt, der die Seite des Tankdeckels anzeigt und so ein unnötiges Rangieren von vornherein überflüssig macht.
Neben kleinen visuellen Helfern im Alltag entdeckt man häufig Details, von denen man sich wiederum inspirieren lassen kann. Auf einem Streifzug durch eine Stadt beispielsweise nimmt man Flyer, Plakate, Digital-City-Posters oder Kampagnen auf eine deutlich intensivere Art und Weise wahr und analysiert unbewusst die Gestaltungselemente. Neben Marketingmaßnahmen gehören dazu auch Orientierungssysteme oder Infografiken wie Abbildungen der ÖPNV-Verbindungen oder Stadtpläne mit verschiedenen Thematiken, die ebenfalls als Inspirationsquelle dienen können. Neben diesen vielen kleinen Komponenten, die zum Erscheinungsbild einer Stadt beitragen, zählt natürlich auch – ähnlich wie im Gestaltungsprozess – das große Ganze. Im urbanen Raum lässt sich dies auf die Bauweise und die Architektur transferieren und auf soziale Parameter wie die Kultur und Bewohner, die das Bild zusätzlich charakterisieren und entscheidend prägen. Man stößt so plötzlich auf eine bunte Vielfalt, die einen selbst bereichert und oft innehalten lässt, um die Eindrücke zu genießen.
Es ist immer wieder ein wertvoller Moment, wenn man in seiner vertrauten Umgebung neue Details entdeckt. Als ich für einige Monate in Berlin lebte, fielen mir erst nach ein paar Wochen die vielen kleinen Korkenmännchen auf, die überall in der Stadt auf Schildern verteilt sind. Seither zaubern sie mir immer ein kleines Lächeln ins Gesicht. Starte gerne einmal das Experiment und versuche, deine alltägliche Umwelt bewusst wahrzunehmen. Sicherlich wirst du einige Feinheiten entdecken, die dir vorher so noch nie aufgefallen sind.